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Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Ergebnisse

Was die Ergebnisse in puncto Lexikographie betrifft, ist außer der Schaffung von Grundlagen für die gesamtromanische Wortforschung sowie für das allgemeine Verständnis älterer spanischer Texte in erster Linie die Erarbeitung eines vollständigen Überblicks über Struktur und Entwicklung des historischen spanischen Wortschatzes in Relation zum heutigen hervorzuheben. Wie wichtig die neugewonnenen Erkenntnisse sind, läßt sich schon an ein paar Zahlen verdeutlichen: Jedes dritte-vierte Wort ist bisher nicht bekannt gewesen, jedes zweite fehlt sogar in den sechs Bänden des für das Spanische sprachhistorisch maßgebenden "Diccionario crítico etimológico castellano e hispánico" von Corominas / Pascual (1980-91), bei jedem zweiten ergeben sich neue Bedeutungen und ebenfalls jedes zweite Wort erfährt eine Vordatierung des Erstbelegs, oft um mehrere Jahrhunderte, woraus sich häufig kulturgeschichtliche Folgerungen ergeben. Diese betreffen hauptsächlich den Ausbau des wissenschaftlichen und technischen Fachwortschatzes, den jetzt schärfere Konturen gewinnenden französisch-okzitanischen Einfluß auf Spanien vom 10.- bis 13. Jahrhundert, die bisher verkannte Einwirkung des Hebräischen auf Wortverwendungen sowie die bei weitem unterschätzte Interferenz des Arabischen (ihm entstammt im 1994 abgeschlossenen I. Band jedes neunte Wort!).

Juglares cantando

Ein Beispiel

Bei der Aufnahme und Weitergabe arabischen Wortgutes an die europäischen Sprachen kommt gerade dem älteren Spanisch, das wir bearbeiten, neben dem Italienischen die führende Rolle zu. Wie folgenreich die Vermittlung durch das Spanische des Mittelalters sein konnte, dokumentiert ein Fall aus unserem Wortmaterial: Deutsch Zenith weist in der Tonsilbe ein -i- auf, das formal dem arabischen Ursprungswort samt, vulgär semt "Weg, Richtung (des Kopfes)" zuwiderläuft. Die Lösung des Rätsels findet sich im Spanischen, wo wir ca. 1277 die Lehnform cemt nachweisen konnten, zum gleichen Zeitpunkt in einer anderen Handschrift aber auch ein cenit, das nichts anderes darstellt als eine durch einen Lesefehler des letzten Abstrichs von -m- in die Welt gesetzte falsche Wiedergabe eines Schreibers. Von spanischen astronomischen Werken aus, die den Schnitzer reihenweise kopierten, ist die falsche Form in die europäischen Sprachen ausgestreut worden, teils über das Mittellateinische, teils über das Französische: ital. zenit ca. 1300, franz. zénith 1493, portug. zênite 16. Jh., engl. zenith 1387, deutsch Zenit ca. 1490. Das Beispiel verdeutlicht die Tragweite der Wörterbucharbeit für die Kenntnis der Geschichte der europäischen Kulturgemeinschaft.


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